Günstige Energie als Motor des Fortschritts …

… und potentieller Kriegsgrund

Seit der Mensch sprichwörtlich vom Baum kletterte, ist die Voraussetzung für Fortschritt und Entwicklung günstige Energie. Rückblickend begann dies mit der Nutzung des Feuers, welche Nahrung leichter verdaulich machte und auch die Erschließung kühlerer Gegenden ermöglichte. Die Domestizierung von Tieren machte deren Muskelkraft verfügbar und reitend konnte man deutlich weitere Strecken zurücklegen. Gleiches gilt für die Erfindung des Segels. Das kleine Holland stieg in kürzester Zeit zu einer Kolonialmacht auf, denn Schiffbau wurde günstig, nachdem man Windenergie für Sägegatter nutzbar machen konnte, Wasserkraft und Wind trieben Mühlen an, und mit dem Webstuhl und der Eisenbahn begann das Industriezeitalter. Elektrizität konnte die Nacht zum Tag machen und Motoren antreiben. Heute ist Elektrizität wichtiger denn je, für unseren heimischen Komfort, für nahezu alle Produktionsprozesse, für die Energieversorgung von Computern und KI, aber auch für Elektromobilität.

Beschneidet man die Verfügbarkeit von Energie, beschneidet man damit auch die Innovationskraft und das wirtschaftliche Potential einer Gesellschaft – so einfach ist es. Nimmt man dies bewusst in Kauf, akzeptiert man damit eine langsamere gesellschaftliche Entwicklung, oder gar den Rückfall in archaische Zeiten.

Im aktuellen globalen Szenario habe ich den Eindruck, dass Ideologie und frommes Wunschdenken wichtiger sind als eine faktenbasierte und interessengeleitete Politik.

Woran kann man dies festmachen:

  • Elektromobilität, Wärmepumpen und künstliche Intelligenz benötigen allesamt Energie, die hierfür vor wenigen Jahren noch nicht benötigt wurde, doch in Deutschland fährt man alle Kernkraftwerke herunter und auch die Kohleverstromung soll ein jähes Ende finden. Signifikanter Mehrbedarf (Faktor 1,5 – 2) trifft auf signifikanten Rückbau.
  • Um in diesem Umfeld noch grundlastfähige Energie erzeugen zu können, baut man Gaskraftwerke – allerding, kann mir aktuell niemand sagen, woher denn das Gas kommen soll? Unsere Außenpolitik ist gegen Russland gerichtet, unserem wichtigsten Lieferanten, dessen Lieferinfrastruktur mutmaßlich von unseren netten Verbündeten zerbombt wurde. Unsere Gasspeicher sind gähnend leer.
  • Aktuell ist mir nicht klar, woher wir noch Gas und Öl beziehen können.
  • Abgesehen von Verboten und Ausstiegen hat die Politik keine Lösungen zu bieten und es ist im Höchstmaß unverantwortlich, Energieinfrastruktur rückzubauen, ohne zu wissen, wie man die entstehenden Engpässe eigentlich kompensieren will.

Ein Blick auf die Landkarte zeigt schnell, potentielle Lieferanten für Energieträger sind weit weg, egal ob Nahost oder die USA. Russland ist die beinahe unerschöpfliche Rohstoffquelle in direkter Nachbarschaft, aber mit denen mussten wir es ja verkacken, für ein korruptes Regime, dass wir selbst aufgerüstet und gegen Russland in Stellung gebracht haben. Und nachdem nun die USA diese heiße Kartoffel fallen lassen, sind wir uns nicht zu schade nun gegen die USA, Russland und die BRICS anstinken zu wollen. Also selbst wenn, womit denn bitte genau? Wir sind Habenichtse: keine Rohstoffe, kaputte Industrie, kaum wehrtechnische Ausrüstung und auch niemand, der freiwillig in diesen Krieg zieht, dem keinerlei Bündnispflicht oder sonstige Verträge zugrunde liegen.

Merz und Selenski kommen mir wie zwei flennende Buben im Buddelkasten vor, mit denen eigentlich keiner von den Großen mehr spielen will. Blöd ist nur, dass diese stramme Haltung jeden Tag Menschenleben kostet.

Richtet man den Blick nach vorn, dann gibt es verdammt wenige Optionen. Meine persönliche Vermutung ist, dass der Westen in der Ukraine „all in“ gegangen ist, um den guten Putin durch einen Jelzin II zu ersetzen, der einer Plünderung Russlands durch den Westen nichts entgegensetzt, soweit er selbst gut mitverdienen kann. Das würde auch das Entsetzen hiesiger Politiker über JD Vance und den eisernen Siegeswillen erklären, der die Europäer bisher eint – denn eines ist klar: geht Putin als Sieger aus diesem Konflikt hervor, ist Europa in einer strategisch sehr schwierigen Position, denn um mit den Russen wieder ins Geschäft zu kommen, wird man diverse Kniefälle absolvieren müssen und doch nicht mehr die Konditionen erhalten, die man vor dem Konflikt noch nutzen konnte.

Europa ist also ziemlich am Ende, nicht wegen einer zu erwartenden russischen Invasion, sondern weil man sich mit der aktuellen Politik von Ressourcen abgeschnitten hat, über die man selbst nicht verfügt und für die es auch kaum wirtschaftlich sinnvollen Ersatz gibt. Da erscheint die Kriegslust Europas doch gleich in einem ganz anderen Licht, und das, ohne auch die Gesichtswahrung westlicher Politiker mit ins Feld zu führen.

Das ist zumindest aus meiner Sicht der Kern westlicher Kriegsrhetorik, welche natürlich standhaft behauptet, Putin sei an allem schuld.

Die Wahrheit ist also, die Europäer waren blöd genug, freiwillig den Ast abzusägen, auf dem sie alle saßen, müssen sich nun bei Selenski andienen, denn er ist die einzige Chance dieses Szenario mit einem blauen Auge zu überleben. Für die USA sieht das weit besser aus, denn dort verfügt man über eigene Ressourcen, weshalb man nicht abwägen muss, ob man beim Russen betteln gehen will oder ob man besser versucht sich militärisch aus der Situation zu befreien.

Mit Blick auf Europa muss man vor den USA einfach den Hut ziehen, denn eine bessere Umsetzung von „Teile und Herrsche“ hat man selten gesehen. Und das Tüpfelchen auf dem i: „also Waffen könnt ihr gern bei uns kaufen“.

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